Unendlich hart und unendlich schön

von kittyka

Inhaltsangabe und sonstige Infos findet ihr hier: *klick*

Wow! Was für ein Roman! Es ist mir noch nie passiert, dass ich direkt vom ersten Wort an total begeistert war. In diesem Fall war es ein „Und“. Ich mag das „Und“ an sich sehr gerne. Es hat so etwas Beiläufiges, in dem man viel Tiefgang verstecken kann. Wenn man damit einen Satz beginnt, kann man spielen. Wenn man damit aber einen Roman beginnt, so wie es Marie NDiaye getan hat, kann man Großes erwarten. Das habe ich auch. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Da wäre zum einen die Geschichte an sich. Oder besser: die Geschichten. Denn irgendwie gehören die drei Frauen zwar zusammen, stehen aber einzeln in jeweils schrecklichen Leben, die sie eigentlich umhauen müssten, weil sie so abgründig und brutal sind. Das tun sie aber nicht. Der Titel ist also Programm. Ganz ehrlich? So eine innere Tragik, Grausamkeit und Dichte bekommt selbst der beste Psychothriller nicht hin. Jedenfalls fällt mir spontan keiner ein.

Und dann erst die Sprache! Marie NDiaye verwendet Wortwindungen, wie sie auch bei Zeruya Shalev vorkommen. Allerdings nicht in deren Kaskadentechnik, sondern eher wie eine sehr präzise Tätowiernadel. Worte, die tief unter die Haut gehen und dort etwas verbergen. Obwohl NDiaye unglaublich präzise und sehr detailliert formuliert, ist unter dem eigentlichen Wort immer noch etwas verborgen. Mindestens ein Gefühl, manchmal noch eine weitere Geschichte. Diese Doppelbödigkeit macht den Roman so groß und stark, dass ich fast schon ein wenig Ehrfurcht habe.